Funktion: Komponist
Erstellungsdatum: 2000
für Mezzosopran, Violine, Akkordeon, Klavier, Posaune und Tonband
nach einem Text von Johannes Bobrowski
Das handschriftliche Original ist Teil der Thomas-Christoph-Heyde-Sammlung der Musikbibliothek der Leipziger Städtischen Bibliotheken.
“Gewässer des Lichts” ist kein lautes Stück. (Wahrscheinlich ist es deswegen aber nicht leise.) Stücke, die nicht laut sind, machen es einem nicht leicht: Erzählen Sie doch mit Zwischentönen, mit dezenten Stimmungen und Farben. Leichter wird es vor allem nicht, wenn man es gewohnt ist, der allgemeinen Oberflächenfachsimpelei Inhalte entgegenzusetzen, die Zeitbezüge nicht verbergen, bzw. gestisch jeden Grenzbereich sich zu erschließen versuchen. Jedoch: man komponiert, was man ist.
Mit ziemlicher Sicherheit ist “Gewässer des Lichts” in seiner Atmosphäre von Johannes Bobrowskis Gedicht inspiriert. Der rätselhafte Text ist hierbei in musikalische Stimmungen aufgelöst, die Live-Singstimme hat weitestgehend instrumentale Funktion, konkretere Information kommt lediglich vom Tonband. Alles weitere mag man hören (wollen) …
(Thomas Christoph Heyde)
Textgrundlage
In den Gewässern des Lichts,
die Stirnen, gegeneinander,
Sommergehölz fliegt herauf
über die Hüfte dir, Blitze
schrei ich herab, ihr kommt
fernher, Blitze, Asche,
Flocken Asche
fallen von dir, dein Kleid.
An der Schulter war ich,
die Ader an deinem Hals
brach mir im Mund, du sinkst
nicht, ich halt
bei den Armen, ich heb
über die Tiefe dich, so
geh vor mir her.
Einmal: ich bring dir wieder
den Trunk, vor den Himmeln
flieg ich, einmal: ich komm
aber herab, du hörst mich
atmen, dich hören die Felder
über dem Wind, ein weißes
Licht spricht mit dir.
(Johannes Bobrowski, 1963)
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