Funktion: Komponist | Autor
Erstellungsdatum: 2009
für Zimbalon, Akkordeon, Schlagzeug, Blockflöte, Verstärkung und Stimmverzerrer
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Das Stück »Einkehr« ist Teil einer Werkreihe von Stücken mit eher nach innen gewandtem Blick. Zum Beginn des Stückes baut sich die musikalische Struktur über wenigen Tönen teils gespielten, teils (verzerrt) gepfiffenen Tönen auf, die im Verlauf immer wieder zu Gehör kommen. Der auch musikalisch durchhörbare Prozess des in sich Vertiefens hat aber auch seine deutlich vernehmlichen Seiten, etwa wenn der Akkordeonist im Sprechgesang und wiederum verzerrt deklamiert:
»I’m in harmony«,
»I’ve been in harmony«,
»Will be in harmony«,
»Should be in harmony«,
»Never in harmony«
»I hate the harmony«
Die Wandlung eines musikalischen Gefüges, das sich in Harmonie befindet, zu einem, das zerfließt, zerbricht oder bewusst zerstört wird, bestimmt die Komposition im weiteren Fortgang. Erst zum Schluss schwingen die Akteure sich wieder aufeinander ein …
(Thomas Christoph Heyde)
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Kritik zu »Einkehr«
Titel: Im Inneren des Monolithen – Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik
Publikation: Thüringer Landeszeitung [€], 29.04.2010
Das zweite Konzert im Rahmen der Frühjahrstage für zeitgenössische Musik gab das Ensemble Kozmosz im Weimarer mon ami.
Wie der Wind, der sich an den Monolithen einer Steinwüste reibt, tönte die erste der sieben Uraufführungen von der Bühne des mon ami. “Einkehr” hatte der Leipziger Komponist Thomas Christoph Heyde sein 2009 entstandenes Werk betitelt, das das zweite Konzert der Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik eröffnete. Diese beeindruckendste Komposition des Abends war auf das vorzügliche Ensemble Kozmoszzugeschnitten: Heiner Frauendorf am Knopfakkordeon, Susanne Köszeghy an den Blockflöten, Sanja Fister am Schlagwerk und Enikö Ginzery am Cimbalom transferierten das Publikum kurzerhand in ferne, unerhörte Sphären.
Zart und unaufdringlich evozierte Heyde mittels Vibraslap, chinesischen Becken und rückgekoppelten Röhrenglocken fremdartige Klangwelten. Seine sanft prozessierenden und fernöstlich glissandierenden Erregungszustände standen in scharfem Kontrast zum Werk “Prisma”, das der Portugiese João Pedro Oliveira für dasselbe Ensemble erdacht hatte. […]
(Jan Kreyßig)
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